„ Romulus Kreuzer ( Furtwangen 1856 )

„Frankreich war für den Schwarzwälder Uhrenhandel , so wie für die Uhrengewerbstreibenden seinerzeit, und namentlich nach den Kriegsjahren ( 1816 - 1830 ), die erste und beste Geldquelle. Damals in den allbekannten so teuren Jahren ( 1816-1817 ) war es hautsächlich französisches Geld, durch welches ein großer Teil der Uhrengewerb treibenden Schwarzwälder vor dem Hungertyphus gerettet wurden, und jetzt ist dieses Frankreich für den unserigen Uhrenabsatz beinah und vielleicht in kurzer Zeit vollends verloren.  Warum dieses so gekommen sind hauptsächlich zwei Ursachen schuld.                           

1.) die innere Uhrenfabrikation in Frankreich selbst, zuerst die massive französische Uhren, dann später die Schwarzwälder Uhrenmacherei daselbst.                                                                                                               

2.) die Zollverhältnisse in neuerer Zeit. Der Gedanke, in Frankreich selbst die Schwarzwälder Uhrenmacherei anzufangen, wurde schon lange zuvor, ehe die Zollverhältnisse ungünstig wurden rege: Es wurden hierin schon in den 1830er Jahren einige Versuche gemacht - leider nur von Schwarzwälder -. Man schenkte diesen Unternehmungen keine besondere Aufmerksamkeit. Es war mehr die französische Uhrenmacherei, ( Franz. Comté ) welche dem Handel mit Schwarzwälder Uhren mehr und mehr drohender wurde und diese Fabrikanten vermochten es bei der Staatsregierung durchzusetzen, daß auf unsere Schwarzwälder Uhren der gegenwärtig vorkommende Zoll geschlagen wurde. Jetzt handeln die Schwarzwälder meistenteils, viele sogar alleinig, mit französischen Uhren, namentlich da die Preise dieser Uhren den Schwarzwälder sehr nahe kommen.                                                                                                        

( Eine Messing Achttaguhr samt Emailblatt, Bronze-Schild, Glocke etc zu 20 Fr. Eine Schwarzwälder Achttaguhr mit Schild, Glocke, Zoll und Fracht zu 13 - 14 Fr. ) Es werden nun in neuerer Zeit in Frankreich sehr viele Schwarzwälder Uhren fabriziert. Mit sonderbarem Gefühl muß man sehen, daß jedes Jahr im Sommer fünf bis sechs französische Uhrenfabrikanten auf unserem Schwarzwald herumwandeln und im Angesicht unserer Fabrikanten mit unseren Schwarzwälder Uhrenhändler viel bedeutendere Uhrengeschäfte abschießen als hier selbst.                                                                                                                     

Es ist nun sichere Tatsache, daß Frankreich für unseren Uhrenhandel in kurzer Zeit ganz und gar verloren sein wird.                                                                                                                                                            

In Frankreich ist Gewerbefreiheit, es ist daher dem Handel mit Uhren, außer dem Eingangszoll, nichts Erhebliches entgegen. Das Hausieren ist erlaubt gegen eine jährliche Abgabe von nur 17 Fr. Der Handel in offenen Läden sowohl mit Schwarzwälder Uhren als allen anderen Artikel zahlt jährlich für das Patent 70 - 77 Fr. Diese Abgabe würde also den Schwarzwälder Uhrenhandel nicht hemmen, anders die Zollverhältnisse. Jedes Stück Uhr, gleichviel es groß oder klein, teuer oder wohlfeil, kommt mit Zoll und Fracht bis Paris auf 1 fl. 24 kr. zu stehen. Es sind hierbei oft Uhren z.B. sogenannte Weckerle, welche hier im Ankauf etwa 48 kr. Kosten, wo also der Eingangszoll und die Fracht den Wert der Uhr um mehr als 1 1/2 mal übersteigt.                                                                                                                                                         

Wenn ja noch eine Hoffnung offen bliebe, um unseren Schwarzwälder Uhren noch einmal mehr Eingang in Frankreich zu verschaffen, so wäre es die Einwirkung eines niederen Eingangszolles. Wir sind überzeugt, daß unsere Staatsregierung nicht ermangeln wird, ihren vollen Einfluß, wenn tunlich, hierauf zu verwenden. Die Hauptsorte Uhren, welche in Frankreich am meistens verkauft wird, ist die holz- oder messinggespindelte Achttaguhr.                                                                                     

Uhrenhändlercomp. bestehen sehr wenige. Der meiste Verkauf geschieht durch den Hausierhandel. Es wäre sehr zu wünschen, daß der Uhrenhandel in Frankreich wieder empor käme, denn in keinem Lande sind die Verkehrsverhältnisse in Beziehung des Geldes so günstig wie in Frankreich. ( Quelle 1, S.79 )“

1. Quelle : Romulus Kreuzer: „ Die Zustände des Uhrmachenden Schwarzwaldes wie sie sind. Eine Denkschrift. Nach authentischen Quellen bearbeitet von Romulus Kreuzer 1856“, Reprint in Furtwangener Beiträge zur Uhrengeschichte, Band 5, Herausgegeben von Prof.Dr. R.Mühe, Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen 1989.

Diese Quelle wurde auch veröffentlicht im Heft *Wälderuhren - Vom Schwarzwald in die ganze Welt* Band 1 *Der Uhrenhändler*,  Herausgeber: Matthias Hüttlin / Furtwangen 2024 im Artikel: "Der Nachbar - Frankreich - Es durfte auch mal goldig sein.“ Seite 12 - 33 - : Seite12: