Nicht jede original alte oder auch heute gefälschte Signatur muss graviert oder punziert sein. Dank modernerer Fertigungsmethoden kann man Schriftzüge natürlich auch durch Ätzen produzieren. Im frühen 18. Jahrhundert war man sicherlich auch in der Lage mit ätzenden Flüssigkeiten Ornamente oder auch Buchstaben in Eisen oder Messing herzustellen.
Heute würde man natürlich Buchstaben einer Signatur nicht mehr einzeln herstellen, d.h diejenige Stelle auf dem Messingblech, an welcher dann z.B. der Buchstabe A oder B herausgeätzt werden soll, wird nicht mit einem Schutzlack abgedeckt. Die nicht abgedeckte Metalloberfläche wird dann der ätzenden Flüssigkeit ausgesetzt, so dass dann nach Entfernung des Schutzlacks in der Metallfläche der herausgeätzte Buchstabe übrig bleibt. Heute fertigt man direkt die komplette Signatur in einem Arbeitsschritt. Die Signatur wird entweder gezeichnet oder fotografisch kopiert, und dann, und daran kann man dann die Fälschung erkennen, mittels eines notwendigen Punkt-Rasters auf die Messingoberfläche übertragen. Solche Signaturen sind dann nach dem Ätzvorgang an den Rändern nicht ganz sauber, meistens auf alt ‚geschwärzt‘, um evtl. Rasterpunkte abzudecken. Ein gutes Vergrößerungsglas wirkt hier Wunder!
Der Fälscher hat 2 Möglichkeiten. Er fotografiert entweder die Signatur der Originaluhr oder eine gute Abbildung einer Signatur in der Literatur.
Bei Ablichtung einer bereits gedruckten Signatur wird dann bei Macro-Einstellung des Objektivs sicherlich als Ergebnis auch der Raster der Vorlage ersichtlich werden. Dieses Foto kann man nun bearbeiten und den Raster an allen Stellen entfernen, die später glatt bleiben sollen. Der Raster bleibt stehen an denjenigen Stellen, die später als Linien, Kreise, Buchstaben, Blümchen usw. nach dem Ätzvorgang sichtbar sind, dann allerdings noch geschwärzt werden. Auch bei Ablichtung der Originalsignatur muss das Foto noch bearbeitet werden, um evtl. Unsauberheiten, die als Rasterpunkte später wiedergegeben werden könnten, zu entfernen. Je sauberer die Vorlage ist, desto sauberer wird nach dem Ätzvorgang das Ergebnis ausfallen. Das, was als Ergebnis nachher als ‚SIGNATUR‘ sichtbar sein wird, ist eine weggeätzte Fläche, an deren Rändern noch Rasterpunkt vorkommen können, die man natürlich unter einer Vergrößerung erkennen kann.
Sicherlich gab es im frühen 18. Jahrhundert auch schon Flüssigkeiten, mit welchen man geätzt hat. Zum Zeitpunkt der Entstehung einer Cattin oder Mayet Signatur bei den Comtoise Uhren in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es aber noch kein Raster, welches vergleichbar gleichmäßig war.
Es gab ein Raster bei der Aquatinta Technik ( auf einer Platte angeschmolzene Harzkörnchen ), aber diese Technik wurde erst nach 1760 von J.B.Leprince erfunden. Diese Harzkörnchen stehen aber nicht in Reih und Glied, wie bei einem Buchraster.
Diejenigen Stellen, die glatt bleiben sollen, wurden früher mit Asphalt, heute mit anderen Substanzen, abgedeckt. An den Stellen, die also nicht abgedeckt waren und die somit der ätzenden Säure ausgesetzt wurden, wurde das Messingblech weggeätzt. Die Tiefe der Einätzung in das Messingblech hing also von der Zeit ab, die die Säure einwirken konnte. Bei dieser Einwirkung und der damit verbundenen Tiefenätzung aus dem Messingblech heraus, wurden auch die mit Asphalt abgedeckten Bereiche unterätzt, denn die Ätzflüssiggkeit ätzt natürlich nicht gradlinig nach unten, sondern auch seitwärts.
Unabhängig davon, ob vor 300 Jahren oder heute geätzt wird, eine Unterätzung findet durch die einwirkende Säure immer statt, so dass man natürlich immer verdächtige Signaturen auf Unterätzung untersuchen muss.
Diese spektakuläre Ätzung dieser Mayet Signatur kann man mit bloßem Auge nicht entdecken. Doch beim Fotografieren dieser Signatur mit Macro Einstellung kann man dann bei entsprechender Vergrößerung auf dem Bildschirm des Computers die Rasterpunkte wunderschön zu erkennen.
Eine Uhr, für welche ein Sammler viel Geld bezahlt hat, und die leider nur im Dämmerlicht ihre Ausstrahlung behält!
Signatur und Fronton sind Fälschungen. Schauen Sie insbesondere Bild Nr. 6. Hier können Sie z.B. im Buchstaben E Rasterpunkte erkennen, ebenso rechts daneben in der Windung.
Der Verkäufer dieser Uhr, auf seine „Fälschung" angesprochen, bestätigte dann die gefälschte Mayet Signatur.