1. UhrZifferblatt frontal

Ein Comtoise Spindelwerk aus der Zeit um 1825/30 mit Halbstundenschlag en passant und Vorderpendel wurde zu einem Hahnenuhrwerk mit Hinterpendel umgebaut.

Die für den Pendelkamin und das Pendel vorhandenen Aussparungen an der Vorderseite des Käfigs wurden zugelötet, beigeschliffen und dann auch schwarz lackiert. An der Rückseite wurden die beiden für das Pendel notwendigen Aussparungen des Käfigs neu ausgeschnitten. Ein „neuer“ Pendelkamin, von der Höhe einer Hahnenuhr entsprechend, wurde montiert. Der Pendelkamin des Originalwerks wäre zu niedrig gewesen.

In der Vorderplatine des Gehwerks ist das runde Loch, durch welches der Pendeldraht der Spindelachse für das Pendel geführt wurde, noch zu sehen. An der Hinterplatine des Gehwerks wurde für den Pendeldraht nun ein neues Loch gebohrt. Der Windflügel im Schlagwerk wurde nicht schwarz gestrichen, denn um 1794 – durch diese Jahreszahl auf dem Zifferblatt wurde der Anschein erweckt, dass diese Uhr aus diesem Jahr stammen sollte – gab es bereits Werke, die einen Windflügel aus Messing besaßen.

Die komplette Vorderfront, also Grundplatte, Emailzifferblatt, Gussspange und Zierecken sind nicht original, d.h. um ca. 1980 gefertigt.

Die Vorderfront wurde aus neuem Blech ausgeschnitten.

Ein tellerartiges auf Kupfer emailliertes Emailzifferblatt von guter Qualität, dessen Rückseite mit Quarzsand konteremailliert wurde, wurde montiert. Das Zahlendekor ist allerdings im Siebdruckverfahren aufgebracht, das Zifferblattrelief dann mit Emaillack per Pinsel aufgemalt.

Ein Originalblatt des 18. Jahrhunderts wäre mit Bruchemail konteremailliert. Alle Zahlen, Striche und Linien sind einfarbig schwarz ausgeführt.  Bei Originalblättern des 18. Jahrhunderts konnten die „uns schwarz erscheinenden Zahlen, Striche und Linien“ nur durch Metalloxid-Farben ausgeführt werden, für das Zahlendekor also dann mit Manganoxid, welches dünn aufgetragen einen bräunlich, violetten Strich erzeugt, dick aufgetragen einen dunkelbraunen fast schwarzen Strich/Balken ergibt.  Die farbige Blume ist nicht emailliert, sondern aufgemalt und durch Lack abgedeckt. Auf der rechten Seite fehlt ein Teil der farbigen Blüte. Wäre diese Blume emailliert, könnte der rechte fehlende Teil der Blüte nur durch Ausschleifen bzw. Auskratzen aus dem Email entfernt werden.

Ein Originalblatt hätte einen Durchmesser von ca. 240 mm, dieses neue Emailblatt weist einen Durchmesser von 245 mm auf! 

 

Das Uhrwerk des 19. Jahrhunderts hatte ursprünglich ein gewölbtes Emailblatt besessen. Nach Montage dieses tellerartigen Reprozifferblatts hätte die Zeigerachse aufgrund des nach innen gewölbten Zifferblatts weit aus dem Zeigerloch hervorgestanden. Damit die Optik des 18. Jahrhunderts gewahrt wurde, musste dann die Zeigerachse entsprechend gekürzt werden.  Aus dem Stundenrohr wurde also ein Stück herausgeschnitten, und das Endstück mit der Aufnahme für den Stundenzeiger wieder angelötet. An der ebenfalls gekürzten Minutenachse wurde nun nicht in aufwendiger Feilarbeit ein neuer Vierkant für die Zeigeraufnahme hergestellt, sondern es wurde einfach ein Gewinde - natürlich ein metrisches Gewinde  - aufgeschnitten.

Dieser sicher zeitlich aufwendige Umbau eines Comtoise Uhrwerks des frühen 19. Jahrhunderts in ein Comtoise Hahnenuhrwerk des späten 18. Jahrhunderts war um 1980 interessant, denn Hahnenuhren kosteten ein Vielfaches einer einfachen Spindeluhr mit geprägtem Zierblech. Dies ist auch heute noch bzw. inzwischen wieder so, aber damals konnte man damit 2000,00 DM verdienen, heute vielleicht 200,00 Euro. Ein solche Fälschung lohnt sich heute ( im Jahr 2020 ) nicht mehr!

Emailzifferblatt Durchmesser: 245 ( 240 wäre original )

Käfigmaß:  251 x 243 x 143  HxBxT / Werkmaß:  375 x 243 x 155 HxBxT    Pendellänge: ca. 1200  Kamin: 110  ( alle Maße in mm )